CORONARER CHARAKTERTEST

CORONA: CHARAKTERTEST FÜR DEUTSCHLAND – ALS DER BAYERISCHE MINISTERPRÄSIDENT MARKUS SÖDER DIESES GRIFFIGE ZITAT ERSTMALS IN EINEM INTERVIEW GEGENÜBER DER BILD- ZEITUNG VERWENDETE, SCHRIEB UNSER LAND MONTAG, DEN 16. MÄRZ 2020. ZU DIESEM ZEITPUNKT WAREN GERADE MAL 17 MENSCHEN AN CORONA IN DEUTSCHLAND GESTORBEN. WIR HABEN AUS DER EXTREMEN BELASTUNGSPROBE VIEL ÜBER UNSER ZUSAMMENSPIEL ALS GESELLSCHAFT GELERNT ...

Als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Coronakrise im März 2020 zum ersten Mal als „Charaktertest" für Deutschland bezeichnete, dachte er an die Fußball-Millionäre der Bundesliga. Er trat dafür ein, dass diese gegenüber ihren Vereinen einen Beitrag leisten sollten, damit jene die Krise überstehen. Er fände es in Ordnung, wenn Spieler, die ganz große Gehälter bekommen, zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebes gegenüber ihrem Arbeitgeber ein bisschen zurückhaltender wären mit dem Geld der Vereine. Als Grund fügte er an, es sei jetzt wichtig, dass wir zusammenhalten. Solidarität sei gefragt. Mit dem Wort „Charaktertest“ traf Söder einen Nerv breiter Gesellschaftsteile. Der schwarze Mann aus dem Süden stieg in seinem Ansehen auch bei Nicht-CSU-Wählern enorm und arbeitete sich in den darauf folgenden Wochen zum zweitbeliebtesten deutschen Politiker nach Angela Merkel hoch. Jetzt ging es darum, Haltung zu zeigen. Auch wenn 80 Prozent der Bevölkerung wahrscheinlich nur mit leichten Symptomen zu rechnen hätten, werde es für einige lebensgefährlich, sagte Söder einen Tag später in einer Videobotschaft. Daher trage jeder Verantwortung.

Jeder. Außer vielleicht der US-Präsident. Donald Trump trat am 11. Mai vor die Presse und erklärte, da es nun zwei Fälle von Covid-19 innerhalb der US-Regierung gebe, würden ab sofort alle Mitarbeiter des Weißen Hauses Schutzmasken tragen – außer ihm selbst. Er werde schon niemandem zu nahe kommen. Für Ende Juni lud Trump inmitten der Krise, die in seinem Land mehr als 100.000 Menschenleben gekostet hatte, zu einem Präsenztreffen der sieben größten Industrienationen ein. Erst wollte er das G7-Treffen sogar in einem Trump-Hotel in Florida abhalten, was jedoch parteiübergreifend auf Widerstand stieß. Dann sollte der Gipfel auf dem Landsitz des Präsidenten in Camp David stattfinden. Das persönliche Treffen werde ein "großartiges Signal der Normalisierung“. Die deutsche Bundeskanzlerin gab ihm wenige Tage später einen Korb. Sie werde nicht zur Konferenz anreisen. Nur der britische Premier Boris Johnson, die in New York geborene Trump-Kopie, beeilte sich mit seiner Zusage. Er trug ja bereits Antikörper in sich, nachdem er einen schweren Covid-19-Verlauf überstanden hatte. Über ihre Vorbildrollen zerbrachen sich weder Trump noch Johnson ihren Kopf. Einen Tag nach der Merkel-Absage machte Trump einen Rückzieher. Das Treffen werde nicht im Juni stattfinden. Und er denke daran, Russland, Südkorea, Australien und Indien ebenfalls einzuladen.

Corona hielt der Gesellschaft auch hierzulande einen Spiegel vor. Überall gibt es Menschen, die sich benehmen und in der Gesellschaft korrekt bewegen können, und welche, die das entweder nicht wollen oder gar nicht können. So kam es in der Krise oft dazu, dass diejenigen, die Rücksicht zeigten, am Ende das Nachsehen hatten. Beschimpft, bedrängt, gefährdet.

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