DIGITALE DISRUPTION

DIGITAL-EXPERTEN MAHNEN SCHON LANGE, DASS DIE TRANSFORMATION IN UNSERER GESELLSCHAFT VIEL ZU SCHLEPPEND VERLÄUFT. SO GIBT ES LANGSAME DATEN- DORFSTRASSEN STATT DER DIGITALEN DATEN-AUTOBAHNEN, UND VIEL ZU WENIGE PROZESSE IN UNSEREM TÄGLICHEN LEBEN SIND BEREITS DIGITALISIERT. DAS TRANSFORMATIONS-PROGRAMM, DAS UNS CORONA AUFERLEGT HAT, WIRKTE SCHNELLER ALS JEDER CIO. BEWAHREN WIR UNS DIE ERRUNGENSCHAFTEN!

Wenn es um die Digitalisierung geht, stellt Deutschland im europäischen Vergleich fast das Schlusslicht dar. Platz 25 unter den EU-Ländern beim E-Government. Nur Italien und Griechenland haben ein noch schlechteres Angebot für digitale Behördengänge. Im Juni 2019 empfahl die Kommission der Europäischen Union der Bundesrepublik, vor allem ihre Online-Kommunikation zwischen Behörden und der Öffentlichkeit zu verbessern. Nur 43 Prozent der Deutschen nutzten zum Zeitpunkt der Studie die Dienste des E-Government, im EU-Durchschnitt waren es 64 Prozent. Eigentlich sollten sowohl Bürger als auch Unternehmen ihre Anliegen mit den Behörden bis 2022 komplett digital erledigen können, doch die Regierung ist in Verzug geraten. Ausgerechnet Länder wie Estland machen uns vor, wie weit man bei digitalen Bürgerdiensten sein könnte. Beim Breitband-Ausbau steht Deutschland nicht viel besser da. Unser Land rutschte 2019 auf Platz 15 ab. Denn andere Staaten haben sich schnell Richtung Vollabdeckung entwickelt. Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist immer noch stark, auch wenn die Anbieter bereits zwei Drittel der ländlichen Regionen mit Breitbandzugang erschlossen haben. Wer nicht mal einen DSL-Zugang hat – und das ist immerhin noch jeder Zehnte auf dem Land – kommt mit den Anforderungen von 2020 nicht mehr mit. Und vier von fünf Landbewohnern können von den ultraschnellen Datenverbindungen der Städte nur träumen. Und vom jüngsten Trend der vergangenen Jahre, Glasfaser bis ins Haus verlegt, profitieren weniger als 10 Prozent aller Nutzer, und auch das überwiegend in den größeren Städten. Besitzt Deutschland zu wenig Offenheit für das Neue oder warum realisieren wir die Chancen des digitalen Zeitalters nicht? An den Deutschen selbst liegt es jedenfalls nicht. Das fand die Brüssler Studie nämlich auch heraus. Deutsche Bundesbürger nutzen Onlinedienste deutlich häufiger als viele andere Europäer (Platz 6 von 27). Nur fünf Prozent der Deutschen waren noch nie in ihrem Leben online. Auch die digitalen Fähigkeiten der deutschen Internetnutzer Internet seien überdurchschnittlich. Sieben von zehn Befragten sind mit den Grundlagen der Online-Welt bestens vertraut. Doch auch diese Statistik führen Finnland, Schweden, die Niederlande und Dänemark an. „Corona ist auch Aufforderung, Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheitswesen noch entschiedener und schneller zu digitalisieren, etwa indem Technologien für Webkonferenzen eingeführt werden und Homeoffice zum Standard wird“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Nicht überall seien die technischen Voraussetzungen vorhanden. Mal mangele es an der notwendigen Anzahl von Notebooks für Mitarbeiter, mal fehlten Lizenzen für VPN-Zugänge.

Corona hielt der Gesellschaft auch hierzulande einen Spiegel vor. Überall gibt es Menschen, die sich benehmen und in der Gesellschaft korrekt bewegen können, und welche, die das entweder nicht wollen oder gar nicht können. So kam es in der Krise oft dazu, dass diejenigen, die Rücksicht zeigten, am Ende das Nachsehen hatten. Beschimpft, bedrängt, gefährdet.

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